Stadt Gießen

Hörenswerte Kammermusik

  1. Mai 2017, 20:23 Uhr

Von Sascha Jouini

Gießen (jou). Zwar mussten zwei Lieder ausfallen, da Tenor Michael Brauer krankheitsbedingt abgesagt hatte, gleichwohl war das Programm am Sonntag in der Vitos-Kapelle abendfüllend.

Eingangs widmeten sich Matthias Blonski (Violine), Stefan Klonner (Cello) und Johannes Becker (Klavier) Franz Schuberts anspruchsvollem Trio Nr.1 B-Dur op. 99.

Das Ensemble zeichnete im Allegro-Kopfsatz die thematischen Fäden konturiert und erzeugte ein gut passendes leuchtendes Klangbild.

Erfreulicherweise vermieden es die Künstler zu hetzen, gaben den musikalischen Gedanken vielmehr ausgiebig Raum zur Entfaltung.

Da ließen sich die Entwicklungen anschaulich verfolgen, überhaupt zeigte sich der formale Aufbau in großer Klarheit.

Konflikthafte Spannungen brachte das Ensemble ungemildert hart zur Geltung.

Über der stimmungsvollen Klavierbegleitung erhoben sich im Andante elegische Streicherkantilenen.

Vorzüglich erspürten die Musiker hier die gefühlsbetonte Tonsprache.

Spielfreude offenbarte das beherzt dargebotene Scherzo mit kontrastierendem Trio-Teil.

Das Rondo markierte einen erbaulich aufs Gemüt wirkenden Abschluss, barg wie der Kopfsatz auf den Punkt gebrachte Spannungsmomente.

Bei Wolfgang Amadeus Mozarts Quartett Nr.1 g-Moll KV 478 trat Bratschistin Andrea Setzer-Blonski hinzu.

Das Werk versetzte in bezaubernde klassische Sphären.

Die Interpretation schien noch deutlicher eleganter und ausgefeilter als bei Schubert, vermochte mit der Fülle artikulatorischer, dynamischer wie klanglicher Details im eröffnenden Allegro regelrecht mitzureißen.

Es folgten ein feinsinnig gespieltes Andante und ein animierend energiegeladenes Rondo-Finale.

Für das hörenswerte Konzert spendeten die Besucher lebhaften Beifall.

http://www.giessener-allgemeine.de/regional/stadtgiessen/art71,260194