Ev. Kirche Kleinlinden |
Samstag, 4. Juni 2022, 16 Uhr |
Schubertiade | |
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Georg Friedrich Händel |
aus den „Neun deutschen Arien“ |
Franz Schubert |
Frühlingsglaube – An Silvia – Ganymed Klaviertrio № 1, B-Dur, Op. 99 (1828) |
Georg Friedrich Händel |
aus den „Neun deutschen Arien“ |
- Es musizieren:
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Kira Petry – Sopran
Nina Wolf – Violine
Stefan Klonner – Violoncello
Johannes Becker – Klavier
Flammende Rose
Flammende Rose, Zierde der Erden, Glänzender Gärten bezaubernde Pracht; Augen, die deine Vortrefflichkeit sehen, Müssen vor Anmut erstaunend gestehen, Dass dich ein göttlicher Finger gemacht.
— Barthold Heinrich Brockes
Frühlingsglaube
Die linden Lüfte sind erwacht, Sie säuseln und weben Tag und Nacht, Sie schaffen an allen Enden. O frischer Duft, o neuer Klang! Nun armes Herze, sei nicht bang! Nun muß sich alles, alles wenden. Die Welt wird schöner mit jedem Tag, Man weiß nicht, was noch werden mag, Das Blühen will nicht enden. Es blüht das fernste, tiefste Thal. Nun armes Herz, vergiss der Qual! Nun muß sich alles, alles wenden.
— Ludwig Uhland
An Silvia
Was ist Silvia, saget an, Dass sie die weite Flur preist? Schön und zart seh ich sie nahn, Auf Himmelsgunst und Spur weist, Dass ihr alles untertan. Ist sie schön und gut dazu? Reiz labt wie milde Kindheit; Ihrem Aug' eilt Amor zu, Dort heilt er seine Blindheit Und verweilt in süßer Ruh. Darum Silvia, tön, o Sang, Der holden Silvia Ehren; Jeden Reiz besiegt sie lang, Den Erde kann gewähren: Kränze ihr und Saitenklang!
— William Shakespeare
Ganymed
Wie im Morgenglanze Du rings mich anglühst, Frühling, Geliebter! Mit tausendfacher Liebeswonne Sich an mein Herze drängt Deiner ewigen Wärme Heilig Gefühl, Unendliche Schöne! Dass ich dich fassen möcht’ In diesen Arm! Ach, an deinem Busen Lieg ich und schmachte, Und deine Blumen, dein Gras Drängen sich an mein Herz. Du kühlst den brennenden Durst meines Busens, Lieblicher Morgenwind! Ruft drein die Nachtigall Liebend nach mir aus dem Nebeltal. Ich komm’, ich komme! Ach wohin, wohin? Hinauf strebt’s, hinauf! Es schweben die Wolken Abwärts, die Wolken Neigen sich der sehnenden Liebe. Mir! Mir! In eurem Schosse Aufwärts! Umfangend umfangen! Aufwärts an deinen Busen, Alliebender Vater!
— Johann Wolfgang Goethe
Auf dem See
Und frische Nahrung, neues Blut Saug ich aus freier Welt: Wie ist Natur so hold und gut, Die mich am Busen hält! Die Welle wieget unsern Kahn Im Rudertakt hinauf, Und Berge, wolkig himmelan, Begegnen unserm Lauf. Aug, mein Aug, was sinkst du nieder? Goldne Träume, kommt ihr wieder? Weg, du Traum! so gold du bist: Hier auch Lieb und Leben ist. Auf der Welle blinken Tausend schwebende Sterne, Weiche Nebel trinken Rings die türmende Ferne; Morgenwind umflügelt Die beschattete Bucht, Und im See bespiegelt Sich die reifende Frucht.
— Johann Wolfgang Goethe
Geheimes
// aus "West-östlicher Divan. Buch der Liebe" D. 719 (1821). Über meines Liebchens Äugeln Stehn verwundert alle Leute Ich, der Wissende, dagegen, Weiß recht gut, was das bedeute. Denn es heißt: ich liebe diesen Und nicht etwa den und jenen. Lasset nur, ihr guten Leute, Euer Wundern, euer Sehnen! Ja, mit ungeheuren Mächten Blicket sie wohl in die Runde; Doch sie sucht nur zu verkünden Ihm die nächste süße Stunde.
— Johann Wolfgang Goethe
Der Musensohn
Durch Feld und Wald zu schweifen, Mein Liedchen wegzupfeifen, So geht’s von Ort zu Ort! Und nach dem Takte reget Und nach dem Maß beweget Sich alles an mir fort. Ich kann sie kaum erwarten, Die erste Blum’ im Garten, Die erste Blüt’ am Baum. Sie grüßen meine Lieder, Und kommt der Winter wieder, Sing ich noch jenen Traum. Ich sing ihn in der Weite, Auf Eises Läng’ und Breite, Da blüht der Winter schön! Auch diese Blüte schwindet, Und neue Freude findet Sich auf bebauten Höhn. Denn wie ich bei der Linde Das junge Völkchen finde, Sogleich erreg ich sie. Der stumpfe Bursche bläht sich, Das steife Mädchen dreht sich Nach meiner Melodie. Ihr gebt den Sohlen Flügel Und treibt durch Tal und Hügel Den Liebling weit von Haus. Ihr lieben, holden Musen, Wann ruh ich ihr am Busen Auch endlich wieder aus?
— Johann Wolfgang Goethe
Süße Stille
Süße Stille, sanfte Quelle Ruhiger Gelassenheit. Selbst die Seele wird erfreut, Wenn ich mir nach dieser Zeit Arbeitsamer Eitelkeit Jene Ruh vor Augen stelle, Die uns ewig ist bereit.
— Barthold Heinrich Brockes