Konzerte

Ev. Kirche Kleinlinden

  Samstag, 4. Juni 2022, 16 Uhr

Schubertiade

Georg Friedrich Händel
  (1685–1759)

aus den „Neun deutschen Arien“
  Flammende Rose

Franz Schubert
 (1797–1828)

Frühlingsglaube – An Silvia – Ganymed
Auf dem See – Geheimes – Der Musensohn

Klaviertrio № 1, B-Dur, Op. 99 (1828)
 Allegro moderato
 Andante un poco mosso
 Scherzo. Allegro
 Rondo. Allegro vivace

Georg Friedrich Händel

aus den „Neun deutschen Arien“
  Süße Stille

Es musizieren:

Kira Petry – Sopran
Nina Wolf – Violine
Stefan Klonner – Violoncello
Johannes Becker – Klavier

 

Flammende Rose

Flammende Rose, Zierde der Erden,
Glänzender Gärten bezaubernde Pracht; 
Augen, die deine Vortrefflichkeit sehen,
Müssen vor Anmut erstaunend gestehen,
Dass dich ein göttlicher Finger gemacht.
— Barthold Heinrich Brockes

Frühlingsglaube

Die linden Lüfte sind erwacht,
Sie säuseln und weben Tag und Nacht,
Sie schaffen an allen Enden.
O frischer Duft, o neuer Klang!
Nun armes Herze, sei nicht bang!
Nun muß sich alles, alles wenden.

Die Welt wird schöner mit jedem Tag,
Man weiß nicht, was noch werden mag,
Das Blühen will nicht enden.
Es blüht das fernste, tiefste Thal.
Nun armes Herz, vergiss der Qual!
Nun muß sich alles, alles wenden.
— Ludwig Uhland

An Silvia

Was ist Silvia, saget an,
Dass sie die weite Flur preist?
Schön und zart seh ich sie nahn,
Auf Himmelsgunst und Spur weist,
Dass ihr alles untertan.
     
Ist sie schön und gut dazu?
Reiz labt wie milde Kindheit;
Ihrem Aug' eilt Amor zu,
Dort heilt er seine Blindheit
Und verweilt in süßer Ruh.
     
Darum Silvia, tön, o Sang,
Der holden Silvia Ehren;
Jeden Reiz besiegt sie lang,
Den Erde kann gewähren:
Kränze ihr und Saitenklang!
— William Shakespeare

Ganymed

Wie im Morgenglanze
Du rings mich anglühst,
Frühling, Geliebter!
Mit tausendfacher Liebeswonne
Sich an mein Herze drängt
Deiner ewigen Wärme
Heilig Gefühl,
Unendliche Schöne!
Dass ich dich fassen möcht’
In diesen Arm!

Ach, an deinem Busen
Lieg ich und schmachte,
Und deine Blumen, dein Gras
Drängen sich an mein Herz.
Du kühlst den brennenden
Durst meines Busens,
Lieblicher Morgenwind!
Ruft drein die Nachtigall
Liebend nach mir aus dem Nebeltal.

Ich komm’, ich komme!
Ach wohin, wohin?

Hinauf strebt’s, hinauf!
Es schweben die Wolken
Abwärts, die Wolken
Neigen sich der sehnenden Liebe.
Mir! Mir!
In eurem Schosse
Aufwärts!
Umfangend umfangen!
Aufwärts an deinen Busen,
Alliebender Vater!
— Johann Wolfgang Goethe

Auf dem See

Und frische Nahrung, neues Blut
Saug ich aus freier Welt:
Wie ist Natur so hold und gut,
Die mich am Busen hält!

Die Welle wieget unsern Kahn
Im Rudertakt hinauf,
Und Berge, wolkig himmelan,
Begegnen unserm Lauf.

Aug, mein Aug, was sinkst du nieder?
Goldne Träume, kommt ihr wieder?
Weg, du Traum! so gold du bist:
Hier auch Lieb und Leben ist.

Auf der Welle blinken
Tausend schwebende Sterne,
Weiche Nebel trinken
Rings die türmende Ferne;

Morgenwind umflügelt
Die beschattete Bucht,
Und im See bespiegelt
Sich die reifende Frucht.
— Johann Wolfgang Goethe

Geheimes

// aus "West-östlicher Divan. Buch der Liebe" D. 719 (1821).
Über meines Liebchens Äugeln
Stehn verwundert alle Leute
Ich, der Wissende, dagegen,
Weiß recht gut, was das bedeute.
 
Denn es heißt: ich liebe diesen
Und nicht etwa den und jenen.
Lasset nur, ihr guten Leute,
Euer Wundern, euer Sehnen!
 
Ja, mit ungeheuren Mächten
Blicket sie wohl in die Runde;
Doch sie sucht nur zu verkünden
Ihm die nächste süße Stunde.
— Johann Wolfgang Goethe

Der Musensohn

Durch Feld und Wald zu schweifen,
Mein Liedchen wegzupfeifen,
So geht’s von Ort zu Ort!
Und nach dem Takte reget
Und nach dem Maß beweget
Sich alles an mir fort.

Ich kann sie kaum erwarten,
Die erste Blum’ im Garten,
Die erste Blüt’ am Baum.
Sie grüßen meine Lieder,
Und kommt der Winter wieder,
Sing ich noch jenen Traum.

Ich sing ihn in der Weite,
Auf Eises Läng’ und Breite,
Da blüht der Winter schön!
Auch diese Blüte schwindet,
Und neue Freude findet
Sich auf bebauten Höhn.

Denn wie ich bei der Linde
Das junge Völkchen finde,
Sogleich erreg ich sie.
Der stumpfe Bursche bläht sich,
Das steife Mädchen dreht sich
Nach meiner Melodie.

Ihr gebt den Sohlen Flügel
Und treibt durch Tal und Hügel
Den Liebling weit von Haus.
Ihr lieben, holden Musen,
Wann ruh ich ihr am Busen
Auch endlich wieder aus?
— Johann Wolfgang Goethe

Süße Stille

Süße Stille, sanfte Quelle
Ruhiger Gelassenheit.
Selbst die Seele wird erfreut,
Wenn ich mir nach dieser Zeit
Arbeitsamer Eitelkeit
Jene Ruh vor Augen stelle,
Die uns ewig ist bereit.
— Barthold Heinrich Brockes