Konzerte

Sonntag, 28. August 2022, Kleinlinden, 18 Uhr

Gartenkonzert

Robert Schumann
  (1810–1856)

Er und Sie

Johannes Brahms
  (1833–1897)

Wie Melodien zieht es
Sapphische Ode
Mädchenlied

Robert Schumann

Ich denke dein

Richard Strauss
  (1864–1949)

Himmelsboten
Freundliche Vision
Heimliche Aufforderung

Robert Schumann

In der Nacht

Johannes Brahms

An die Nachtigall
Dein blaues Auge
Die Mainacht
Von ewiger Liebe

Robert Schumann

Wiegenlied
Tanzlied

Es musizieren:

Kira Petry – Sopran
Michael Brauer – Tenor
Johannes Becker – Klavier

Er und Sie

Seh ich in das stille Tal,
Wo im Sonnenscheine
Blumen prangen ohne Zahl,
Blick ich nur auf eine. 

Tret ich an mein Fensterlein,
Wann die Sterne scheinen,
Mögen alle schöner sein,
Blick ich nur auf einen;

Ach! es blickt ihr Auge blau
Jetzt auch auf die Auen;
Im Vergissmeinnicht voll Tau
Kann ich es erschauen.

Dort gen Abend blickt er mild
Wohl nach Himmelshöhen,
Denn dort ist ein liebes Bild
In dem Stern zu sehen.
— Justinus Kerner

Wie Melodien zieht es

Wie Melodien zieht es
Mir leise durch den Sinn,
Wie Frühlingsblumen blüht es,
Und schwebt wie Duft dahin.

Doch kommt das Wort und fasst es
Und führt es vor das Aug,
Wie Nebelgrau erblasst es
Und schwindet wie ein Hauch.

Und dennoch ruht im Reime
Verborgen wohl ein Duft,
Den mild aus stillem Keime
Ein feuchtes Auge ruft.
— Klaus Groth

Sapphische Ode

Rosen brach ich nachts mir am dunklen Hage;
Süßer hauchten Duft sie als je am Tage;
Doch verstreuten reich die bewegten Äste
Tau, der mich nässte.

Auch der Küsse Duft mich wie nie berückte,
Die ich nachts vom Strauch deiner Lippen pflückte:
Doch auch dir, bewegt im Gemüt gleich jenen,
Tauten die Tränen.
— Hans Schmidt

Mädchenlied

Auf die Nacht in den Spinnstuben
Da singen die Mädchen,
Da lachen die Dorfbuben,
Wie flink gehn die Rädchen!
 
Spinnt jedes am Brautschatz,
Dass der Liebste sich freut.
Nicht lange, so gibt es
Ein Hochzeitsgeläut.
 
Kein Mensch, der mir gut ist,
Will nach mir fragen.
Wie bang mir zu Mut ist,
Wem soll ich’s klagen?
 
Die Tränen rinnen
Mir übers Gesicht — 
Wofür soll ich spinnen,
Ich weiß es nicht!
— Paul Heyse

Ich denke dein

Ich denke dein, wenn mir der Sonne Schimmer
Vom Meere strahlt;
Ich denke dein, wenn sich des Mondes Flimmer
In Quellen mahlt.

Ich sehe dich, wenn auf dem fernen Wege
Der Staub sich hebt;
In tiefer Nacht, wenn auf dem schmalen Stege
Der Wandrer bebt.

Ich höre dich, wenn dort mit dumpfem Rauschen
Die Welle steigt.
Im stillen Haine geh ich oft zu lauschen,
Wenn alles schweigt.

Ich bin bei dir, du seist auch noch so ferne,
Du bist mir nah!
Die Sonne sinkt, bald leuchten mir die Sterne.
O wärst du da!
— Johann Wolfgang von Goethe

Himmelsboten

Der Mondschein, der ist schon verblichen,
die finstre Nacht ist hingeschlichen;
steh auf, du edle Morgenröt,
zu dir all mein Vertrauen steht.

Phöbus, ihr Vorbot wohlgeziert,
hat schon den Wagen angeschirrt,
die Sonnenross sind vorgespannt,
Zügel ruht in seiner Hand.

Ihr Vorbot, der Don Lucifer,
schwebt allbereits am Himmel her,
er hat die Wolken aufgeschlossen,
die Erd mit seinem Tau begossen.

O fahrt vor ihr Schlafkämmerlein,
weckt leis die süße Liebste mein,
verkündet ihr, was ich euch sag:
Mein Dienst, mein Gruß, ein' guten Tag.

Doch müsst ihr sie fein züchtig wecken,
dabei meine heimliche Lieb entdecken,
sollt sagen, wie ihr Diener wacht
so kummervoll die ganze Nacht.

Schaut für mich an die gelben Haar,
ihr Hälslein blank, ihr Äuglein klar;
küsst ihr für mich den roten Mund
und, wenn sie’s leid’t, die Brüstlein rund.
— Des Knaben Wunderhorn

Freundliche Vision

Nicht im Schlafe hab ich das geträumt,
Hell am Tage sah ich’s schön vor mir:
Eine Wiese voller Margeriten;
Tief ein weißes Haus in grünen Büschen;
Götterbilder leuchten aus dem Laube.
Und ich geh mit Einer, die mich lieb hat,
Ruhigen Gemütes in die Kühle
Dieses weißen Hauses, in den Frieden,
Der voll Schönheit wartet, dass wir kommen.
— Otto Julius Bierbaum

Heimliche Aufforderung

Auf, hebe die funkelnde Schale empor zum Mund,
Und trinke beim Freudenmahle dein Herz gesund.
Und wenn du sie hebst, so winke mir heimlich zu,
Dann lächle ich und dann trinke ich still wie du…​

Und still gleich mir betrachte um uns das Heer
Der trunknen Schwätzer — verachte sie nicht zu sehr.
Nein, hebe die blinkende Schale, gefüllt mit Wein,
Und lass beim lärmenden Mahle sie glücklich sein.

Doch hast du das Mahl genossen, den Durst gestillt,
Dann verlasse der lauten Genossen festfreudiges Bild,
Und wandle hinaus in den Garten zum Rosenstrauch,
Dort will ich dich dann erwarten nach altem Brauch,

Und will an die Brust dir sinken, eh du’s gehofft,
Und deine Küsse trinken, wie ehmals oft,
Und flechten in deine Haare der Rose Pracht.
O komm, du wunderbare, ersehnte Nacht!
— John Henry Mackay

In der Nacht

Alle gingen, Herz, zur Ruh,
alle schlafen, nur nicht du.
Denn der hoffnungslose Kummer
scheucht von deinem Bett den Schlummer,
und dein Sinnen schweift in stummer 
Sorge seiner Liebe zu.
— Emanuel Geibel

An die Nachtigall

Geuß nicht so laut der liebentflammten Lieder
Tonreichen Schall
Vom Blütenast des Apfelbaums hernieder,
O Nachtigall.
Du tönest mir mit deiner süßen Kehle
Die Liebe wach;
Denn schon durchbebt die Tiefen meiner Seele
Dein schmelzend Ach.

Dann flieht der Schlaf von neuem dieses Lager,
Ich starre dann,
Mit nassem Blick, und todtenbleich und hager,
Den Himmel an.
Fleuch, Nachtigall, in grüne Finsternisse,
Ins Haingesträuch,
Und spend im Nest der treuen Gattin Küsse;
Entfleuch, entfleuch!
— Ludwig Hölty

Dein blaues Auge

Dein blaues Auge hält so still,
Ich blicke bis zum Grund.
Du fragst mich, was ich sehen will? 
Ich sehe mich gesund. 

Es brannte mich ein glühend Paar,
Noch schmerzt das Nachgefühl;
Das deine ist wie See so klar
Und wie ein See so kühl.
— Klaus Groth

Die Mainacht

Wann der silberne Mond durch die Gesträuche blinkt,
Und sein schlummerndes Licht über den Rasen streut,
Und die Nachtigall flötet,
Wandl' ich traurig von Busch zu Busch.

Überhüllet von Laub, girret ein Taubenpaar
Sein Entzücken mir vor; aber ich wende mich,
Suche dunklere Schatten,
Und die einsame Träne rinnt.

Wann, o lächelndes Bild, welches wie Morgenrot
Durch die Seele mir strahlt, find ich auf Erden dich?
Und die einsame Thräne
Bebt mir heißer die Wang herab.
— Ludwig Hölty

Von ewiger Liebe

Dunkel, wie dunkel in Wald und in Feld!
Abend schon ist es, nun schweiget die Welt.

Nirgend noch Licht und nirgend noch Rauch,
Ja, und die Lerche sie schweiget nun auch.

Kommt aus dem Dorfe der Bursche heraus,
Gibt das Geleit der Geliebten nach Haus,

Führt sie am Weidengebüsche vorbei,
Redet so viel und so mancherlei:

„Leidest du Schmach und betrübest du dich,
Leidest du Schmach von andern um mich,

Werde die Liebe getrennt so geschwind,
Schnell, wie wir früher vereiniget sind.

Scheide mit Regen und scheide mit Wind,
Schnell wie wir früher vereiniget sind.“

Spricht das Mägdelein, Mägdelein spricht:
„Unsere Liebe sie trennet sich nicht!

Fest ist der Stahl und das Eisen gar sehr,
Unsere Liebe ist fester noch mehr.

Eisen und Stahl, man schmiedet sie um,
Unsere Liebe, wer wandelt sie um?

Eisen und Stahl, sie können zergehn,
Unsere Liebe muss ewig bestehn!“
— Hoffmann von Fallersleben

Wiegenlied

 Schlaf, Kindlein, schlaf!
 Wie Du schläfst, so bist Du brav.

Draußen, rot im Mittagsscheine,
Glüht der schönsten Kirschen eine,
Wenn Du aufwachst, gehen wir,
Und mein Finger pflückt sie Dir.

 Schlaf, Kindlein, schlaf,
 Wie Du schläfst, so bist Du brav!

Immer süßer kocht die Sonne
Deine Kirsche, Dir zur Wonne,
Schlaf denn, Kindlein, leicht bedeckt,
Bis der Durst nach ihr Dich weckt.

 Schlaf, Kindlein, schlaf,
 Wie Du schläfst, so bist Du brav!
— Friedrich Hebbel

Tanzlied

Sie:
 Eia, wie flattert der Kranz,
 Trauter, komm mit mir zum Tanz!
 Wollen uns schwingen,
 Rasch uns erspringen
 Mitten im wonnigen Glanz,
 Trauter, komm mit mir zum Tanz!

Er:
 Wehe! wie pocht mir das Herz,
 Sage, was soll mir der Scherz?
 Lass dich umschließen,
 Lass mich zerfließen,
 Ruhend im seligen Schmerz;
 Sage, was soll mir der Scherz?

Sie:
 Eia, der Walzer erklingt,
 Pärchen an Pärchen sich schwingt,
 Mädchen und Bübchen,
 Schelmchen und Liebchen;
 Frisch, wo’s am dichtesten springt,
 Pärchen an Pärchen sich schwingt!

Er:
 Wehe! mir sinket der Arm,
 Mitten im jauchzenden Schwarm,
 Wie sie dich fassen,
 Muss ich erblassen,
 Möchte vergehen im Harm
 Mitten im jauchzenden Schwarm.

Sie:
 Eia, wie flattert der Kranz,
 Heute für alle im Tanz,
 Flatterig heute,
 Morgen gescheute,
 Morgen, o Trauter, dein ganz
 Heute für alle im Tanz!
— Friedrich Rückert