Sonntag, 26. November 2023, 16 Uhr |
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Herbstkonzert |
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Theobald Böhm |
Trois Duos, op. 33 |
Robert Schumann |
Dichterliebe, op. 48 |
Johann Nepomuk Hummel |
Allegro con garbo |
Franz Doppler |
Andante und Rondo, op. 25 |
Es musizieren:
Erwin Grüner – Bariton Andrea Jungherr – Querflöte Ulrich Hain – Querflöte Johannes Becker – Klavier
Dichterliebe
I Im wunderschönen Monat Mai, Als alle Knospen sprangen, Da ist in meinem Herzen Die Liebe aufgegangen. Im wunderschönen Monat Mai, Als alle Vögel sangen, Da hab ich ihr gestanden Mein Sehnen und Verlangen. II Aus meinen Tränen sprießen Viel blühende Blumen hervor, Und meine Seufzer werden Ein Nachtigallenchor. Und wenn du mich lieb hast, Kindchen, Schenk ich dir die Blumen all, Und vor deinem Fenster soll klingen Das Lied der Nachtigall. III Die Rose, die Lilie, die Taube, die Sonne, Die liebt ich einst alle in Liebeswonne. Ich lieb sie nicht mehr, ich liebe alleine Die Kleine, die Feine, die Reine, die Eine; Sie selber, aller Liebe Wonne, Ist Rose und Lilie und Taube und Sonne. Ich liebe alleine Die Kleine, die Feine, die Reine, die Eine. IV Wenn ich in deine Augen seh, So schwindet all mein Leid und Weh; Doch wenn ich küsse deinen Mund, So werd ich ganz und gar gesund. Wenn ich mich lehn an deine Brust, Kommt’s über mich wie Himmelslust; Doch wenn du sprichst: ich liebe dich! So muss ich weinen bitterlich. V Ich will meine Seele tauchen In den Kelch der Lilie hinein; Die Lilie soll klingend hauchen Ein Lied von der Liebsten mein. Das Lied soll schauern und beben Wie der Kuss von ihrem Mund, Den sie mir einst gegeben In wunderbar süßer Stund. VI Im Rhein, im heiligen Strome, Da spiegelt sich in den Welln Mit seinem großen Dome Das große, heilge Köln. Im Dom da steht ein Bildnis, Auf goldnem Leder gemalt; In meines Lebens Wildnis Hat’s freundlich hineingestrahlt. Es schweben Blumen und Englein Um unsre liebe Frau; Die Augen, die Lippen, die Wänglein, Die gleichen der Liebsten genau. VII Ich grolle nicht, und wenn das Herz auch bricht, Ewig verlornes Lieb! Ich grolle nicht. Wie du auch strahlst in Diamantenpracht, Es fällt kein Strahl in deines Herzens Nacht. Das weiß ich längst. Ich grolle nicht, und wenn das Herz auch bricht, Ich sah dich ja im Traume, Und sah die Nacht in deines Herzens Raume, Und sah die Schlang, die dir am Herzen frisst, Ich sah, mein Lieb, wie sehr du elend bist. Ich grolle nicht. VIII Und wüssten’s die Blumen, die kleinen, Wie tief verwundet mein Herz, Sie würden mit mir weinen, Zu heilen meinen Schmerz. Und wüssten’s die Nachtigallen, Wie ich so traurig und krank, Sie ließen fröhlich erschallen Erquickenden Gesang. Und wüssten sie mein Wehe, Die goldenen Sternelein, Sie kämen aus ihrer Höhe, Und sprächen Trost mir ein. Sie alle können’s nicht wissen, Nur eine kennt meinen Schmerz; Sie hat ja selbst zerrissen, Zerrissen mir das Herz. IX Das ist ein Flöten und Geigen, Trompeten schmettern darein Da tanzt wohl den Hochzeitreigen Die Herzallerliebste mein. Das ist ein Klingen und Dröhnen, Ein Pauken und ein Schalmein; Dazwischen schluchzen und stöhnen Die lieblichen Engelein. X Hör ich das Liedchen klingen, Das einst die Liebste sang, So will mir die Brust zerspringen Von wildem Schmerzendrang. Es treibt mich ein dunkles Sehnen Hinauf zur Waldeshöh, Dort löst sich auf in Tränen Mein übergroßes Weh. XI Ein Jüngling liebt ein Mädchen, Die hat einen andern erwählt; Der andre liebt eine andre, Und hat sich mit dieser vermählt. Das Mädchen nimmt aus Ärger Den ersten besten Mann, Der ihr in den Weg gelaufen; Der Jüngling ist übel dran. Es ist eine alte Geschichte, Doch bleibt sie immer neu; Und wem sie just passieret, Dem bricht das Herz entzwei. XII Am leuchtenden Sommermorgen Geh ich im Garten herum. Es flüstern und sprechen die Blumen, Ich aber wandle stumm. Es flüstern und sprechen die Blumen, Und schaun mitleidig mich an: Sei unserer Schwester nicht böse, Du trauriger blasser Mann. XIII Ich hab im Traum geweinet, Mir träumte, du lägest im Grab. Ich wachte auf, und die Träne Floss noch von der Wange herab. Ich hab im Traum geweinet, Mir träumt’, du verließest mich. Ich wachte auf, und ich weinte Noch lange bitterlich. Ich hab im Traum geweinet, Mir träumte, du wärst mir noch gut. Ich wachte auf, und noch immer Strömt meine Tränenflut. XIV Allnächtlich im Traume seh ich dich Und sehe dich freundlich grüßen, Und laut aufweinend stürz ich mich Zu deinen süßen Füßen. Du siehest mich an wehmütiglich Und schüttelst das blonde Köpfchen; Aus deinen Augen schleichen sich Die Perlentränentröpfchen. Du sagst mir heimlich ein leises Wort Und gibst mir den Strauß von Zypressen. Ich wache auf, und der Strauß ist fort, Und ’s Wort hab ich vergessen. XV Aus alten Märchen winkt es Hervor mit weißer Hand, Da singt es und da klingt es Von einem Zauberland; Wo bunte Blumen blühen Im goldnen Abendlicht, Und lieblich duftend glühen, Mit bräutlichem Gesicht; Und grüne Bäume singen Uralte Melodein, Die Lüfte heimlich klingen, Und Vögel schmettern drein; Und Nebelbilder steigen Wohl aus der Erd hervor, Und tanzen luftgen Reigen Im wunderlichen Chor; Und blaue Funken brennen An jedem Blatt und Reis, Und rote Lichter rennen Im irren, wirren Kreis; Und laute Quellen brechen Aus wildem Marmorstein. Und seltsam in den Bächen Strahlt fort der Widerschein. Ach, könnt ich dorthin kommen, Und dort mein Herz erfreun, Und aller Qual entnommen, Und frei und selig sein! Ach! jenes Land der Wonne, Das seh ich oft im Traum, Doch kommt die Morgensonne, Zerfließt’s wie eitel Schaum. XVI Die alten, bösen Lieder, Die Träume bös und arg, Die lasst uns jetzt begraben, Holt einen großen Sarg. Hinein leg ich gar manches, Doch sag ich noch nicht, was; Der Sarg muss sein noch größer, Wie’s Heidelberger Fass. Und holt eine Totenbahre, Und Bretter fest und dick; Auch muss sie sein noch länger, Als wie zu Mainz die Brück. Und holt mir auch zwölf Riesen, Die müssen noch stärker sein Als wie der starke Christoph Im Dom zu Köln am Rhein. Die sollen den Sarg forttragen, Und senken ins Meer hinab; Denn solchem großen Sarge Gebührt ein großes Grab. Wisst ihr, warum der Sarg wohl So groß und schwer mag sein? Ich senkt’ auch meine Liebe Und meinen Schmerz hinein.
— Heinrich Heine