Konzerte

Sonntag, 26. November 2023, 16 Uhr
Gemeindehaus Kleinlinden

Herbstkonzert

Theobald Böhm
   (1794–1881)

Trois Duos, op. 33
de Mendelssohn et Lachner

Robert Schumann
   (1810–1856)

Dichterliebe, op. 48

Johann Nepomuk Hummel
   (1778–1837)

Allegro con garbo

Franz Doppler
   (1821–1883)

Andante und Rondo, op. 25
für 2 Flöten und Piano

Es musizieren:

Erwin Grüner – Bariton
Andrea Jungherr – Querflöte
Ulrich Hain – Querflöte
Johannes Becker – Klavier

Dichterliebe

 I
Im wunderschönen Monat Mai,
Als alle Knospen sprangen,
Da ist in meinem Herzen
Die Liebe aufgegangen.
 
Im wunderschönen Monat Mai,
Als alle Vögel sangen,
Da hab ich ihr gestanden
Mein Sehnen und Verlangen.
 
 II
Aus meinen Tränen sprießen
Viel blühende Blumen hervor,
Und meine Seufzer werden
Ein Nachtigallenchor.
 
Und wenn du mich lieb hast, Kindchen,
Schenk ich dir die Blumen all,
Und vor deinem Fenster soll klingen
Das Lied der Nachtigall.
 
 III
Die Rose, die Lilie, die Taube, die Sonne,
Die liebt ich einst alle in Liebeswonne.
Ich lieb sie nicht mehr, ich liebe alleine
Die Kleine, die Feine, die Reine, die Eine;
 
Sie selber, aller Liebe Wonne,
Ist Rose und Lilie und Taube und Sonne.
Ich liebe alleine
Die Kleine, die Feine, die Reine, die Eine.
 
 IV
Wenn ich in deine Augen seh,
So schwindet all mein Leid und Weh;
Doch wenn ich küsse deinen Mund,
So werd ich ganz und gar gesund.
 
Wenn ich mich lehn an deine Brust,
Kommt’s über mich wie Himmelslust;
Doch wenn du sprichst: ich liebe dich!
So muss ich weinen bitterlich.
 
 V
Ich will meine Seele tauchen
In den Kelch der Lilie hinein;
Die Lilie soll klingend hauchen
Ein Lied von der Liebsten mein.
 
Das Lied soll schauern und beben
Wie der Kuss von ihrem Mund,
Den sie mir einst gegeben
In wunderbar süßer Stund.
 
 VI
Im Rhein, im heiligen Strome,
Da spiegelt sich in den Welln
Mit seinem großen Dome
Das große, heilge Köln.
 
Im Dom da steht ein Bildnis,
Auf goldnem Leder gemalt;
In meines Lebens Wildnis
Hat’s freundlich hineingestrahlt.
 
Es schweben Blumen und Englein
Um unsre liebe Frau;
Die Augen, die Lippen, die Wänglein,
Die gleichen der Liebsten genau.
 
 VII
Ich grolle nicht, und wenn das Herz auch bricht,
Ewig verlornes Lieb! Ich grolle nicht.
Wie du auch strahlst in Diamantenpracht,
Es fällt kein Strahl in deines Herzens Nacht.
Das weiß ich längst.
 
Ich grolle nicht, und wenn das Herz auch bricht,
Ich sah dich ja im Traume,
Und sah die Nacht in deines Herzens Raume,
Und sah die Schlang, die dir am Herzen frisst,
Ich sah, mein Lieb, wie sehr du elend bist.
Ich grolle nicht.
 
 VIII
Und wüssten’s die Blumen, die kleinen,
Wie tief verwundet mein Herz,
Sie würden mit mir weinen,
Zu heilen meinen Schmerz.
 
Und wüssten’s die Nachtigallen,
Wie ich so traurig und krank,
Sie ließen fröhlich erschallen
Erquickenden Gesang.
 
Und wüssten sie mein Wehe,
Die goldenen Sternelein,
Sie kämen aus ihrer Höhe,
Und sprächen Trost mir ein.
 
Sie alle können’s nicht wissen,
Nur eine kennt meinen Schmerz;
Sie hat ja selbst zerrissen,
Zerrissen mir das Herz.
 
 IX
Das ist ein Flöten und Geigen,
Trompeten schmettern darein
Da tanzt wohl den Hochzeitreigen
Die Herzallerliebste mein.
 
Das ist ein Klingen und Dröhnen,
Ein Pauken und ein Schalmein;
Dazwischen schluchzen und stöhnen
Die lieblichen Engelein.
 
 X
Hör ich das Liedchen klingen,
Das einst die Liebste sang,
So will mir die Brust zerspringen
Von wildem Schmerzendrang.
 
Es treibt mich ein dunkles Sehnen
Hinauf zur Waldeshöh,
Dort löst sich auf in Tränen
Mein übergroßes Weh.
 
 XI
Ein Jüngling liebt ein Mädchen,
Die hat einen andern erwählt;
Der andre liebt eine andre,
Und hat sich mit dieser vermählt.
 
Das Mädchen nimmt aus Ärger
Den ersten besten Mann,
Der ihr in den Weg gelaufen;
Der Jüngling ist übel dran.
 
Es ist eine alte Geschichte,
Doch bleibt sie immer neu;
Und wem sie just passieret,
Dem bricht das Herz entzwei.
 
 XII
Am leuchtenden Sommermorgen
Geh ich im Garten herum.
Es flüstern und sprechen die Blumen,
Ich aber wandle stumm.
 
Es flüstern und sprechen die Blumen,
Und schaun mitleidig mich an:
Sei unserer Schwester nicht böse,
Du trauriger blasser Mann.
 
 XIII
Ich hab im Traum geweinet,
Mir träumte, du lägest im Grab.
Ich wachte auf, und die Träne
Floss noch von der Wange herab.
 
Ich hab im Traum geweinet,
Mir träumt’, du verließest mich.
Ich wachte auf, und ich weinte
Noch lange bitterlich.
 
Ich hab im Traum geweinet,
Mir träumte, du wärst mir noch gut.
Ich wachte auf, und noch immer
Strömt meine Tränenflut.
 
 XIV
Allnächtlich im Traume seh ich dich
Und sehe dich freundlich grüßen,
Und laut aufweinend stürz ich mich
Zu deinen süßen Füßen.
 
Du siehest mich an wehmütiglich
Und schüttelst das blonde Köpfchen;
Aus deinen Augen schleichen sich
Die Perlentränentröpfchen.
 
Du sagst mir heimlich ein leises Wort
Und gibst mir den Strauß von Zypressen.
Ich wache auf, und der Strauß ist fort,
Und ’s Wort hab ich vergessen.
 
 XV
Aus alten Märchen winkt es
Hervor mit weißer Hand,
Da singt es und da klingt es
Von einem Zauberland;
 
Wo bunte Blumen blühen
Im goldnen Abendlicht,
Und lieblich duftend glühen,
Mit bräutlichem Gesicht;
 
Und grüne Bäume singen
Uralte Melodein,
Die Lüfte heimlich klingen,
Und Vögel schmettern drein;
 
Und Nebelbilder steigen
Wohl aus der Erd hervor,
Und tanzen luftgen Reigen
Im wunderlichen Chor;
 
Und blaue Funken brennen
An jedem Blatt und Reis,
Und rote Lichter rennen
Im irren, wirren Kreis;
 
Und laute Quellen brechen
Aus wildem Marmorstein.
Und seltsam in den Bächen
Strahlt fort der Widerschein.
 
Ach, könnt ich dorthin kommen,
Und dort mein Herz erfreun,
Und aller Qual entnommen,
Und frei und selig sein!
 
Ach! jenes Land der Wonne,
Das seh ich oft im Traum,
Doch kommt die Morgensonne,
Zerfließt’s wie eitel Schaum.
 
 XVI
Die alten, bösen Lieder,
Die Träume bös und arg,
Die lasst uns jetzt begraben,
Holt einen großen Sarg.
 
Hinein leg ich gar manches,
Doch sag ich noch nicht, was;
Der Sarg muss sein noch größer,
Wie’s Heidelberger Fass.
 
Und holt eine Totenbahre,
Und Bretter fest und dick;
Auch muss sie sein noch länger,
Als wie zu Mainz die Brück.
 
Und holt mir auch zwölf Riesen,
Die müssen noch stärker sein
Als wie der starke Christoph
Im Dom zu Köln am Rhein.
 
Die sollen den Sarg forttragen,
Und senken ins Meer hinab;
Denn solchem großen Sarge
Gebührt ein großes Grab.
 
Wisst ihr, warum der Sarg wohl
So groß und schwer mag sein?
Ich senkt’ auch meine Liebe
Und meinen Schmerz hinein.
— Heinrich Heine