"Von Lieb und Leid und anderem Malheur"

Gießener Anzeiger vom 11.07.2009 - STAUFENBERG

Sommerfestival auf der Oberburg Staufenberg im Burghaus mit drei Musikgruppen fortgesetzt

(dge). "Von Lieb und Leid und anderem Malheur" ließen sich die Gäste im Burghaus begeistern. Eigentlich sollte die Veranstaltung in der alten Ruine der Oberburg stattfinden, da spielte aber das Wetter nicht mit und so zog man kurzerhand ins Burghaus um. Und das war bis auf den letzten Platz besetzt. Das angekündigte Chorkonzert mit akrobatischen Einlagen versprach einen unterhaltsamen Abend. Das Versprechen wurde vollends eingelöst, die Akteure präsentierten sich in Hochform und das Publikum geizte nicht mit Beifall. Die "3 Ottöre" stellten sich eingangs gleich musikalisch vor. "Ottöre" kommt "von Otter und dem Wort Tenöre" erfuhr der Zuhörer. Ob die drei Brüder Hans, Helmut und Reinhard Otter als kleine Buben einträchtig miteinander gespielt haben, ist nicht belegt. Dass sie aber ganz prächtig einträchtig miteinander singen können, das ist gewiss. Liebeslieder aus der "guten alten Zeit" brachte das Staufenberger Terzett dar. "Irgendwo auf der Welt gibt´s ein kleines bisschen Glück", "Liebling, mein Herz lässt dich grüßen", "When I fall in love" - mal schmachten und sehnsüchtig, mal humorig und lustig, die "Ottöre" trafen den Ton und die Begeisterung ihres Publikums. Und sie nahmen sich dabei auch selbst schon mal auf die Schippe. So besangen sie die schmerzhaften Schritte zur Entwicklung der eigenen Persönlichkeit, "insbesondere der männlichen". "Aua, aua, aua, heulen gibt mir Power" und "Weinen bis das Blut kommt" gab in der Tat Zeugnis davon, dass es wohl nicht leicht ist, zum Manne zu reifen. Die Lacher hatten sie damit jedenfalls auf ihrer Seite. "Oh Donna Klara, ich hab Dich tanzen gesehen" zeigte die Ottöre von ihrer beschwingten Seite und spätestens jetzt wusste man, dass sie auch im Tänzerischen bewandert sind. Und da jeder irgendwann einmal Geburtstag hat, gab es noch ein Geburtstagslied hintendrauf. Ohne Zugabe durften die drei die Bühne nicht verlassen. Und damit hatten sie wohl nicht gerechnet.

"Das war ja jetzt nicht geplant", so der augenzwinkernde Kommentar. "Also was Trauriges zum Schluss, Zugabe ist schließlich Zugabe", einigte man sich nach kurzer Beratung und gab noch "In einem kühlen Grunde" zum Besten. Auch der "C.ha.os-Chor Gießen" unter der Leitung von Johannes Becker hatte sich musikalisch der Liebe verschrieben. Liebeslieder aus verschiedenen Jahrhunderten und Ländern brachten die Sänger und Sängerinnen dar. Zudem luden sie die Gäste mit "Abschied vom Wald" oder "Zigeunerleben" zu Ausflügen in die Natur ein. Die weitere musikalische Reise führte nach Venezuela, Argentinien und Brasilien bis nach Nordamerika. "Noches Larenses", "Unter den Palmen von Argentinien" und "The girl from Ipanema" besangen die Schönheiten der Länder und die Sehnsüchte der in Liebe Entflammten. Die Reise endete mit dem "Chattanooga" im nördlichen Teil der neuen Welt. Die wilden Zwanziger ließen die Akrobaten von "TEN UP" aufleben. "Frisch, fromm, fröhlich, frei" - so turnte man seinerzeit. Und beim Charleston flogen Beine und Röcke. Spielerisch und nahezu mühelos muteten die beeindruckenden Hebefiguren an. Starke Männer stemmten zarte Frauen und zarte Frauen stemmten starke Männer, die Schwerkraft hatte hier ihre Gültigkeit verloren. Das Publikum belohnte die Darbietungen mit einem Riesenapplaus. Jeder Abend geht einmal zu Ende und so auch dieser. Allerdings mit einem großen Finale. "Bei mir biste schön" - gesungen und getanzt bildete den gelungenen Abschluss eines rundum gelungenen Abends.