TIFF/Kultur

22.01.2002
Vokaler Glanz schöner Stimmen
Geistliches Konzert zum 125-jährigen Bestehen des Kirchenchores Kleinlinden

Reinhard Fiedler KLEIN-LINDEN. In der evangelischen Kirche in Kleinlinden war kurz vor Konzertbeginn kein einziger Platz mehr frei, so dass zusätzlich Stühle aufgestellt werden mussten. Der große Andrang anlässlich des Konzerts zur ausklingenden Weihnachtszeit fand seine Rechtfertigung durch den hohen Standard der musikalischen Leitungen. Es musizierten: Marion Clausen (Sopran), Kira Petry (Mezzosopran), Inge Boltz (Alt), Michael Brauer (Tenor), Erwin Grüner (Bariton), Sander Einbrodt (Violine), Dieter Einbrodt (Violine), Karen Becks (Viola), Klaus Gründler (Violoncello), Wilfried Hahn ( Kontrabass), Christoph Koerber (Orgel), der Singkreis Allendorf und der Kirchenchor Kleinlinden. Die Leitung hatten Adriana Pop und Johannes Becker.
Auf dem Programm standen vier Werke: das „Gloria“ aus der „Petite messe solenelle“ von Giacchino Rossini, Claudio Monteverdis „Angelus ad pastorem ait“, Benjamin Brittens „A Ceremony of Carols“ sowie das „Oratorio de Noël“ Camille Saint-Saëns .
Schon im einleitenden Gloria der Rossini-Messe war der vokale Schmelz des Soloquartetts ebenso zu spüren wie die sängerischen Qualitäten des Chores. Die Begleitung durch den Organisten Christoph Koerber und den Pianisten Johannes Becker war deutlich in der Dynamik, deckte aber niemals die Gesangspartien zu. Dabei stand das Stück durchweg in der Nähe zur Opernszene-, eine Verwandtschaft, die die Sängerinnen und Sänger mit einem Augenzwinkern andeuteten, ohne das Profane triumphieren zu lassen.
Der Singkreis Allendorf unter Leitung von Adriana Pop interpretierte Monteverdis Werk mit guter Klangauffächerung in durchgängiger Klangschönheit. Die polyphone Satzstruktur verdeutlichte die Botschaft des Engels.
Benjamin Brittens „A ceremony of Carols“ ist eine 1942 entstandene Komposition zur Weihnachtszeit, die in schwerer Zeit das völkerverbindende der Weihnachtsbotschaft betont. Die lateinische Eingangskomposition „Hodie Christus natus est“ rahmt das Werk stimmungsvoll mit ihren Anklängen an die Gregorianik ein. Die Sopranistin Marion Clausen, die Mezzosopranistin Kira Petry und die Altistin Inge Boltz verliehen dem zweiten Stück vokalen Glanz mit ihren schönen Stimmen. Höhepunkt der „Ceremony“ war das fünfte Stück mit seinem leidenschaftlichen Gestus.
Zum Abschluss dieses verspätet weihnachtlichen Konzerts dann Camille Saint-Saëns: Eine der herausragendsten Stellen des Werkes ist die klangschöne Instrumentaleinleitung die zwischen pastoraler Bukolik und mystischer Versunkenheit abwechselt und deren Wirkung man sich nur schwer entziehen kann. Einher geht dies mit einer im ganzen Oratorium beibehaltenen spätromantisch differenzierten Harmonik. Alle diese Effekte kamen in der Interpretation der Streicher gut zur Geltung. Bei der Wiedergabe waren die sphärischen Klänge des glücklich agierenden Soloquintetts ebenso bemerkenswert wie die stilsichere Leistung des Chores und der Instrumentalisten. Johannes Becker leitete mit Freude am Musizieren und Fortüne die Aufführung.
Das sichtlich begeisterte Publikum spendete am Ende minutenlangen Beifall.