KLEINLINDEN (rfi). Am Palmsonntag musizierten sieben der acht Mitglieder des Marburger Oktetts sowie Birte Vermehren (Blockflöte), Nils Schüle (Violine), Christoph Koerber und Eunike Willared (Viola), Juliane Glüer (Cello) und Johannes Becker (Cembalo) Werke von Johann Sebastian Bach, Heinrich Kaminsky, Albert de Klerk (1917 bis 1998), Trond Kverno (geb.1945) und Johann Joachim Quantz. Dabei ergänzten die Meister des 20. Jahrhunderts die Klangwelt des hochbarocken Bach und des empfindsamen Quantz, wobei sich die Komponisten über die Jahrhunderte hinweg in ihrem Bestreben trafen, hochexpressive Ausdrucksmusik zu schreiben.
Den Auftakt machte Bachs Motette "Ich lasse Dich nicht, Du segnest mich denn" , in der der Textdichter Jakobs Ringen mit dem Engel auf die Beziehung der Seele zu Christus anwendet. Die instrumental begleitete Motette musizierten die Künstler des Marburger Oktetts und die Instrumentaslsolisten in guter Klangverschmelzung und hervorragender Textverständlichkeit. Heinrich Kaminskys (1886 bis 1946) A-Capella-Komposition "Aus der Tiefe ruf ich Herr zu Dir" mit ihren ausdrucksstarken Exklamationen und ihrer erweitert tonalen Harmonik war ein erster Höhepunkt des Abends. Albert der Klerks "Pater noster" und Trond Kvernos "Ave Maria" sind Beispiele dafür, dass auch im 20. Jahrhundert expressive Kirchenmusik geschrieben wurde. Das Marburger Oktett sang diese Kompositionen klangschön mit Betonung der Ausdruckskomponengte.
Johann Joachim Quantz war Hofkomponist Friedrichs II. von Preußen und komponierte für diesen mehrere hundert Flötenkonzerte. Ferner verfasste er mit seiner "Anweisung, die flute traversi´Zre zu spielen" die führende Flötenschule seiner Zeit. Von ihm erklang die Triosonate C-Dur für Violine, Blockflöte und Basso continuo, die Nils Schüle und Birte Vermehren Gelegenheit gab, ihr ganzes Können zu zeigen. Auch Johannes Beckers Cembalospiel setzte deutliche Akzente.
Den Höhepunkt bildete Bachs Kantate 182 "Himmelskönig sei willkommen" zum Palmsonntag des Jahres 1714. Die einleitende Sonata nach einer französischen Ouvertüre leitete die Kantate festlich ein. Der Eingangschor "Himmelskönig, sei willkommen" ertönte klangvoll und mit lupenreiner Intonation. Die Bassarie "Starkes Lieben" hebt ganz auf die bevorstehende Passion ab. Birgit Küllmar sang die Altarie "Leget euch dem Heiland unter" mit dunklem, warmem Timbre ausdrucksvoll. Michael Brauers nur vom Solocello (exzellent Juliane Glüer!) begleitete Tenorarie fasste das Leiden Christi in bewegende Musik. Choral (fugiert) und Schlusschor beendeten die hervoragend interpretierte Bachkantate. Das Publikum applaudierte herzlich.
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